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Stress am Arbeitsplatz: Welche Auswirkungen hat Burnout auf ArbeitnehmerInnen und Unternehmen?


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Das Sicherheitsgefühl, das sich in den vergangenen 70 Jahren etabliert hat, wurde in den letzten drei Jahren auf die Probe gestellt. Die Gesellschaft ist derzeit von Ungewissheit, Stress und den anhaltenden Auswirkungen, die sich unter anderem aus der der COVID-19-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg ergeben, geprägt. Diese Bedingungen erhöhen das Stress- und Spannungsniveau der Menschen. Es überrascht daher nicht, dass laut der AOK in den letzten Jahren eine Zunahme der psychischen Probleme zu verzeichnen ist. Übertragen sich diese mentalen Probleme auf den Arbeitsplatz, ist häufig ein Burnout der MitarbeiterInnen die Folge. 

Was ist Burnout?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Burnout als ein Syndrom, das durch nicht erfolgreich bewältigten Stress am Arbeitsplatz entsteht. Das Burnout-Syndrom ist demnach ein Zustand der körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung. Die Folge einer Erkrankung ist meist eine verminderte Leistungsfähigkeit des Betroffenen. Burnout kann sich sowohl auf einzelne MitarbeiterInnen als auch auf das gesamte Unternehmen nachteilig auswirken.

Welche Gründe gibt es für Burnout bei Arbeitnehmern?

Bei der Entstehung von Burnout spielen die äußeren Umstände einer Person eine bedeutende Rolle. Eine hohe Arbeitsbelastung sowie anhaltender Stress erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Vor allem die Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen deutliche Spuren bei der psychischen und körperlichen Gesundheit hinterlassen. Faktoren, die in diesem Zusammenhang zu einer erhöhten Burnout-Rate geführt haben, sind:

  • Längere Arbeitszeiten durch Homeoffice-Arbeit
  • Home-Schooling von Kindern bei gleichzeitiger Berufstätigkeit
  • Einschränkung der Bewegungsfreiheit sowie Treffen mit Freunden und Familie während der Pandemie
  • Polarisierung der Gesellschaft durch die Politisierung von Themen im Zusammenhang mit der Pandemie

Diese Stressoren verstärken die bereits bestehende Belastung am Arbeitsplatz. Das erklärt, warum Burnout bei ArbeitnehmerInnen in den letzten drei Jahren zugenommen hat. Die Mindset-Studie von Alight ergab, dass 80 Prozent der Befragten derzeit arbeitsbedingten Stress erfahren. Viele von ihnen leiden unter Burnout-Symptomen.

Häufig werden neue technologische Entwicklungen dafür verantwortlich gemacht, dass der Stress zunimmt und die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Smartphones werden vermehrt für sowohl private als auch berufliche Zwecke genutzt und ArbeitnehmerInnen sind rund um die Uhr erreichbar. Das führt dazu, dass sich MitarbeiterInnen unter Druck gesetzt fühlen und oft auch außerhalb der Bürozeiten arbeiten.

Der Druck, immer erreichbar zu sein, ist in Ländern mit wenig oder keiner staatlichen Sozialhilfe noch stärker ausgeprägt. Denn Freizeit und krankheitsbedingte Ausfälle können in diesen Ländern Einbußen beim Einkommen bedeuten und zum Verlust von Arbeit und Lebensunterhalt führen. Die dadurch entstehenden Existenzängste führen dazu, dass die Menschen unter noch mehr Stress leiden, was das Risiko an einem Burnout zu erkranken weiter erhöht.

Stress kostet Geld

Neben den körperlichen und psychischen Problemen des Einzelnen, verursachen stressbedingte Krankheiten wie Burnout erhebliche Kosten für Unternehmen.

Die Harvard Business Review (HBR) berichtete im Jahr 2021, dass Burnout allein in den USA jährlich Gesundheitsausgaben in Höhe von 125 bis 190 Milliarden US-Dollar verursacht. ArbeitnehmerInnen, die unter hoher Belastung leiden, fallen häufiger aus und sehnen sich zudem nach einem Arbeitsplatz, an dem sie mit weniger Stress konfrontiert sind. Laut einer Gallup-Studie aus dem Jahr 2018 ist die Wahrscheinlichkeit, dass MitarbeiterInnen die unter Burnout leiden einen anderen Arbeitsplatz suchen, 2,6-mal höher. Auch die Wahrscheinlichkeit, Krankheitstage zu nehmen, steigt um 63 Prozent im Gegensatz zu gesunden MitarbeiterInnen

€1,6 Milliarden
jährlich entstehen der deutschen Volkswirtschaft aufgrund von Burnout Bundesverband der Betriebskrankenkassen 

Niemand ist in der Lage rund um die Uhr auf hohem Niveau zu arbeiten. Dennoch streben viele ArbeitnehmerInnen danach, eine kontinuierlich hohe Leistung zu erbringen. Das führt oft zu Misserfolg und Enttäuschung. Die daraus entstehende Frustration wirkt sich langfristig auf das Wohlbefinden der Beschäftigten und den Unternehmenserfolg aus.

In seinem Buch Sapiens zeigt Yuval Noah Harari auf, wie sich der Mensch in rasantem Tempo vom Jäger und Sammler zum Büroangestellten entwickelt hat. Der menschliche Körper, der ursprünglich auf das Leben in der Savanne ausgelegt war, kann mit diesen rapiden Veränderungen nicht Schritt halten. Der Lebensstil der Jäger und Sammler wurde nicht durch festgelegte Arbeitszeiten bestimmt. Die Arbeitstage waren kürzer und es blieb mehr Zeit für die Zubereitung von Mahlzeiten und das Zusammensein mit der Familie. Harari kommt zu dem Schluss, dass das menschliche Gehirn und der Körper noch immer an diese Lebensweise angepasst sind. Der Mensch ist demnach noch nicht auf den Druck der modernen Gesellschaft eingestellt.

Es ist daher wichtig, dass sowohl Unternehmen als auch ArbeitnehmerInnen geeignete Maßnahmen finden, um den steigenden Leistungsdruck im Arbeitsalltag zu senken.

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei Burnout 

Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion für ihre MitarbeiterInnen. Ihr Verhalten spielt sowohl bei der Entstehung als auch bei der Bekämpfung von Burnout eine entscheidende Rolle. Arbeitet ein/e Vorgesetzte/r beispielsweise bis spät abends und am Wochenende, haben Beschäftigte oft das Gefühl, sie müssten das auch tun. Das setzt ArbeitnehmerInnen unter Druck und führt zu einem erhöhten Stressempfinden.

Um sicherzustellen, dass die MitarbeiterInnen gesund bleiben und ihre bestmögliche Leistung erbringen, müssen ArbeitgeberInnen geeignete Maßnahmen ergreifen. Dabei geht es nicht nur darum, ihre Rolle als Vorbild ernst zu nehmen, sondern auch darum, ArbeitnehmerInnen Instrumente zur Stressbewältigung zur Verfügung zu stellen. Eine Unterstützung kann zum Beispiel durch ein Employee Assistance Programme (EAP) erfolgen. Dabei handelt es sich um Programme, die MitarbeiterInnen bei persönlichen und/ oder arbeitsbezogenen Problemen helfen, die sich auf ihre Arbeitsleistung, ihre Gesundheit und ihr mentales Wohlbefinden auswirken können.

Zudem sollten ArbeitgeberInnen ihren MitarbeiterInnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, wenn diese auf Probleme ihrer mentalen Gesundheit aufmerksam machen. Dabei hilft es, eine Unternehmenskultur zu fördern, die Probleme erkennt und sich um Lösungen bemüht.

Die Bereitstellung alternativer Leistungen für ArbeitnehmerInnen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben unterstützen, helfen dabei, eine förderliche Unternehmenskultur zu schaffen. Dazu zählen beispielsweise flexible Arbeitszeiten, digitale Wellbeing-Angebote oder Achtsamkeitskurse. Dabei ist es wichtig, die Beschäftigten über diese Angebote zu informieren und sie zu ermutigen, diese wahrzunehmen.

Wie einige Länder, darunter auch Deutschland, bereits zeigen, können auch gesetzliche Bestimmungen dabei helfen, die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen zu schützen. Richtlinien, die den Arbeitskontakt außerhalb der Bürozeiten einschränken, Überstunden begrenzen und Überarbeitung als Gesundheitsrisiko anerkennen, können zum Wohlbefinden und verbesserter Leistung beitragen.

Flexibles Arbeiten statt 9-to-5

In Forschung und Literatur werden auch neue Ansätze zur Verbesserung des Wohlbefindens von Mitarbeitern wie das „asynchrone Arbeiten“ diskutiert. Es handelt sich dabei um eine Arbeitsform, bei der der Arbeitstag und die Arbeitszeiten individuell geplant werden können. Die Arbeit kann somit nach den Bedürfnissen und Vorlieben des einzelnen erledigt werden. Dies ermöglicht es Beschäftigten, ihre produktivsten Phasen richtig zu nutzen. Beispielsweise können ArbeitnehmerInnen, die abends ihre höchste Leistung erbringen, sogenannte Eulen, bis spät nachts arbeiten. FrühaufsteherInnen können hingegen die Morgenstunden nutzen, um ihre Aufgaben zu erledigen und haben am Nachmittag Zeit für Freizeitaktivitäten.

Asynchrones Arbeiten ist eine sinnvolle Alternative zum herkömmlichen 9-to-5-Modell. Dies zeigen aktuelle Untersuchungen von Microsoft. Demnach gibt es inzwischen ein “drittes Aktivitätshoch” zwischen 18.00 und 20.00 Uhr. Das ist die Zeit, in der die MitarbeiterInnen wieder arbeiten, nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht oder zu Abend gegessen haben. Individuelle Arbeitszeiten ermöglichen es demnach, Freizeit und Beruf besser zu vereinen. Es können Pausen gemacht werden, wenn diese nötig sind und die Arbeitszeit kann effektiv genutzt werden.

MitarbeiterInnen müssen ihren Teil zur Burnout-Prävention beitragen

Es ist wichtig, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit ihrer MitarbeiterInnen sicherzustellen. Doch auch die ArbeitnehmerInnen selbst müssen sich um ihr Wohlergehen bemühen. Dies kann nur in einem Umfeld geschehen, in dem sie sich sicher und frei fühlen. ArbeitgeberInnen haben deshalb die Aufgabe, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Werden keine Lösungen zur Prävention eines Burnouts entwickelt, können daraus erhebliche Problem entstehen. Dabei leiden nicht nur die ArbeitnehmerInnen unter dieser stressbedingten Krankheit. Eine geringere Produktivität, ansteckende Lustlosigkeit und höherer Fluktuation haben wirtschaftliche Folgen für Unternehmen.

Zu wissen, was das Burnout-Risiko erhöht, ist der Schlüssel zur Verbesserung. Sind die richtigen Bedingungen gegeben, fällt es den MitarbeiterInnen leichter, negative Stressfaktoren zu vermeiden und sich Zeit für den Stressabbau zu nehmen. Es gibt jedoch keine universelle Lösung zur Prävention und Bekämpfung von Burnout. Es sind immer individuelle Ansätze, die dabei helfen, die Ursachen und das Risiko einer Erkrankung zu minimieren.

Laut der Mindset-Studie von Alight 2022 über das Wohlbefinden der MitarbeiterInnen gab die Mehrheit an, dass ihr derzeitiges Stressniveau „mäßig“ bis „hoch“ sei. Die Ergebnisse ergaben zudem, dass das Stressniveau bei Frauen im Allgemeinen höher ist.

Stress lässt sich oft nicht vollständig vermeiden. Deshalb ist der richtige Umgang mit hoher Belastung wichtig. Der Studie zufolge haben ArbeitnehmerInnen in den USA ihren Stress besser unter Kontrolle als Befragte in anderen Ländern. Außerdem fühlen sie sich eher in der Lage, offen über psychische Probleme zu sprechen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. In Deutschland gaben nur 35 Prozent an, positive Erfahrungen mit der Stressbewältigung zu machen. Im Allgemeinen war die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen mit ihrem Vorgesetzten über ihren Stress gesprochen haben, geringer als bei Männern.

Die weltweit häufigsten Auswirkungen von Stress auf ArbeitnehmerInnen sind Schlafmangel (51 Prozent) und geringe Motivation (47 Prozent). Schlechte Ernährung, Angstzustände und Panikattacken, körperlichen Verletzungen und Krankheiten, erhöhter Alkohol- und Tabakkonsum sowie Versäumnis von Terminen und Deadlines sind weitere Folgen von zu hoher Arbeitsbelastung. Sechs Prozent der Befragten gaben an, durch diese stressbedingten Konsequenzen ihren Arbeitsplatz verloren zu haben.

Daran wird deutlich, dass stressbedingte Krankheiten wie Burnout ein ernst zu nehmendes Problem mit weitreichend Konsequenzen ist – sowohl für ArbeitnehmerInnen als auch Unternehmen. Um die Gesundheit der MitarbeiterInnen zu erhalten und langfristig wirtschaftlich zu sein, müssen sich ArbeitgeberInnen verstärkt darauf konzentrieren, Probleme rechtzeitig zu erkennen und geeignet Maßnahmen zur Bekämpfung von Burnout zu ergreifen.

Wichtige Punkte zum Thema Burnout

  • Burnout kann enorme persönliche und finanzielle Auswirkungen auf ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen haben
  • Das Erkennen des Problems ist der Schlüssel, um die Auswirkungen zu minimieren
  • Es ist wichtig, Belastungsgrenzen zu identifizieren und nicht zu überschreiten
  • Unternehmenskultur und -politik wirken sich auf die Burnout-Rate aus
  • Das Verhalten der Führungskräfte hat einen direkten und starken Einfluss auf die MitarbeiterInnen
  • Zusatzleistungen für ArbeitnehmerInnen können Burnout entgegenwirken

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